Benedikt von Nursia - Stationen seines Lebens

Obwohl die Kirche keinen Zweifel darüber aufkommen lässt, dass Benedikt von Nursia zu ihren ganz großen Heiligen zählt – ehrt sie ihn doch als Patriarch des abendländischen Mönchtums und als Patron Europas – , so ist seine Gestalt trotzdem nicht leicht zu fassen. Die Quellenlage zum Leben Benedikts erscheint dem Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts dürftig, und es bedarf des scharfen Auges, das in die Tiefe blickt, um die Konturen zu schauen.

Am Ausgang der christlichen Antike und an der Schwelle zum Mittelalter wird im Jahr 590 in Gregor dem Großen ein Mann zum Bischof von Rom gewählt, der größte Gegensätze in sich vereinigt und der uns – zwei Menschenalter nach Benedikts Tod – die einzigen biographischen Notizen über diesen vermittelt. Zeit seines Lebens litt Gregor an der ihm aufgeladenen Bürde und befand sich in einer steten Spannung zwischen aktivem und kontemplativen Leben. Trotz intensiven politischen Handelns blieb er immer auch Seelsorger. In solchem seelsorgerlichen Eifer entschloss sich der literarisch begabte Papst, seinen Landsleuten das Leben gottesfürchtiger Männer vor Augen zu stellen, um die ihm anvertraute Herde zur Nachahmung anzuregen.

Die vier „Dialoge“ benannten Bücher, die Gregor um 593 verfasste, zeugen nicht nur von der großen Allgemeinbildung des heiligen Papstes, sondern vor allem auch von der Bildung seines Herzen, mit der er allenthalben die Hand Gottes im Leben der Menschen erkennt. Gregor geht es darum zu beweisen, dass auch in Italien fromme, gottesfürchtige Männer lebten, wie sie den Menschen seiner Zeit aus dem Orient und dem benachbarten Gallien bekannt waren. In Gesprächsform – einem in der Antike häufig gebrauchten literarischen Mittel – erzählt der Papst seinem Gesprächspartner Petrus von den heiligen Männern Italiens. Herzstück dieser Erzählungen ist das zweite der insgesamt vier Bücher, das Gregor einem einzigen – nämlich Benedikt – widmet, den er schon mit den ersten Worten einen „Mann von verehrungswürdigem Lebenswandel“ (Dial.II, Vorwort) nennt.

Dieses Buch ist die einzige Textquelle, die vom Leben Benedikts berichtet. Gregor selbst hat Benedikt nicht gekannt, sondern stützte sich auf vier Gewährsmänner, einstige Schüler des Mönchsvaters. Papst Gregor erzählt also Erzähltes. An das Werk des Kirchenvaters dürfen deshalb nicht die Maßstäbe historisch-kritischer Wissenschaft angelegt werden. Er will in seinen Dialogen von Gott reden, der sich groß zeigt in seinen Heiligen; allein darauf kommt es ihm an.

Aber bei intensiver Beschäftigung mit dem Text können doch einige Daten, Ortsangaben und Personen, die auch durch andere Quellen belegt sind, festgemacht werden. Gregor hat seine Dialoge in der literarischen Form der Legende verfasst. Daraus können Begebenheiten herausgelöst werden, die sich tatsächlich ereignet haben, zeigen sich doch in einer Legende wesentliche Charakterzüge eines Menschen in verdichteter Form. In ihr wird der Wahrheitskern von Begebenheiten entfaltet und gedeutet; er tritt so deutlicher ans Licht, als es bei Urkunden und Annalen möglich ist.

Auf der Suche nach dem Portrait Benedikts zeigt sich mehr und mehr sein eigenes Werk als Schlüssel zu seiner Person. Manche Begebenheit aus den Dialogen wird erst durch die Mönchsregel verständlich, wie andererseits manches Regelwort mit Hilfe der Dialoge lebendiger wird, sagt Gregor doch seltsam am Ende seines Berichtes über Benedikt:

Wer sein Leben und seinen Wandel genauer kennenlernen will, der findet in den Vorschriften der Regel alles, was er als Lehrmeister vorgelebt hat. Denn der Heilige konnte nicht anders lehren, als er lebte. (Dial. II,36) 

Wird in diese Vorbemerkung, die den Blick auf die beiden Hauptquellen, die Dialoge des Papstes Gregor und die Regel des Gottesmannes selbst, gelenkt haben, noch das zeitliche wie kulturelle Umfeld einbezogen, so lässt sich dann doch ein abgerundetes Bild vom Leben des Mönchsvaters zeichnen.

Abt Barnabas Bögle OSB, Ettal

Geburt um 480 nach Christus
Benedikt von Nursia
Benedikt wurde in Nursia (italienisch Norcia) um 480 als Sohn eines reichen Landbesitzers geboren. Seine Zwillingsschwester war die später ebenfalls als Heilige verehrte Scholastika.
Geburt um 480 nach Christus
Ende 5. /Anfang 6. Jahrhundert
Benedikt in Rom
Nach der Schulzeit in Nursia schickten Benedikts Eltern ihren Sohn zum Studium nach Rom. Von der Sittenlosigkeit in Rom ist er allerdings enttäuscht.
Ende 5. /Anfang 6. Jahrhundert
Affide
Das zerbrochene Sieb
Benedikt schloss sich zunächst in Enfide (Affile) im südlichen Latium einer Asketengemeinschft an. Unversehens geriet er, der der Großstadt entflohen war, durch ein Wunder in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. So sah er keine andere Möglichkeit, als auch von diesem Ort zu fliehen.
Affide
Subiaco
Der Einsiedler
Benedikt ließ seine Familie, die in Gemeinschaft lebenden Asketen und seine Hebamme zurück, um fortan allein in einer Höhle zu leben.
Subiaco
Das vergessene Osterfest
"Heute ist Ostern"
In dieser Einsamkeit aber, fernab von den Menschen, fernab vom Leben der Kirche, ereignete sich das wohl entscheidende Erlebnis im Leben Benedikts. Hier in der Höhle von Subiaco traf ihn wieder der Anruf Gottes. Der rigorose Asket hatte sich in seiner Abgeschiedenheit so sehr vom kirchlichen Lebensrhythmus entfernt, dass er sogar das Osterfest nicht wahrnahm.
Das vergessene Osterfest
Kloster Vivocaro
Der umbequeme Abt
In dieser Zeit wurden immer mehr Menschen auf Benedikt aufmerksam, und bald wurde er gebeten, dem nahe gelegenen Kloster in Vicovaro vorzustehen. Benedikt willigte ein und versuchte, das Leben in dem Kloster neu zu ordnen. Dabei stieß er auf großen Widerstand der Mönchsgemeinschaft, die sogar versuchte, ihren unbequemen Abt mit vergiftetem Wein umzubringen.
Kloster Vivocaro
Die ersten Klöster
Subiaco
Benedikt kehrte wieder in das Tal von Subiaco zurück und gründete das Kloster San Clemente sowie zwölf weitere, kleine Klöster. Der Legende nach sollen ihn die Intrigen des neidischen Priesters Florentius von dort wieder vertrieben haben.
Die ersten Klöster
529 nach Christus
Montecassino
Mit einer kleinen Schar an Mitbrüdern zog er auf dem Berg Montecassino, 80 km südöstlich von Rom. Dort bauten sie zwei Oratorien und weihten das eine Johannes dem Täufer, das andere Martin von Tours. Benedikt begann, den Menschen der Umgegend Christus zu predigen.
529 nach Christus
529 bis 547
Sein Wirken
Benedikt war bei der einheimischen Bevölkerung sehr beliebt. Er stand den Menschen in Notzeiten bei, verteilte Almosen und Nahrung. In Legenden wird von verschiedenen Heilungen berichtet. Er schrieb vor allem die Regel für die Klostergemeinschaft, die "Regula Benedicti", die sich in der ganzen Welt verbreiten wird.
529 bis 547
21. März.547
Tod des Benedikt
Benedikt starb auf Montecassino am Gründonnerstag des Jahres 547, dem 21. März. Mit der Erhebung des Festes des heiligen Benedikt in den liturgischen Kalender der Gesamtkirche wurde 1970 der Gedenktag auf den 11. Juli verlegt.
21. März.547
Heiliger Benedikt von Nursia
Verehrung
Benedikt wird als Vater des abendländischen Mönchtums bezeichnet. 1964 wurde er von Papst Paul VI. zum Patron Europas ernannt. Er ist Patron des Abendlandes und von Europa; der Schulkinder und Lehrer; der Bergleute, Höhlenforscher, Kupferschmiede, der Sterbenden; gegen Pest, Fieber, Entzündungen, Nieren- und Gallensteine, Vergiftung und Zauberei
Heiliger Benedikt von Nursia

Konzil von Trient

Zusammenkunft der römisch-katholischen Kirche. Das Konzil  fand zwischen 1545 und 1563 statt.