Die Benediktiner
Der Mönch
Berufen zum Mönchsein?
Wenn du also zum himmlischen Vaterland eilst, wer immer du bist, nimm diese einfache Regel als Anfang und erfülle sie mit der Hilfe Christi.
Benediktsregel, Epilog
Zweifellos erfüllt jemand, der sich zum klösterlichen Stand berufen fühlt, nicht die durchschnittlichen Vorstellungen eines in unserer Zeit und Gesellschaft lebenden Menschen. Sein Verzicht auf Besitz, Erotik und Selbstbestimmung stempeln ihn in vielen Augen zur Ausnahme-Existenz. Sie meinen, er flüchte sich aus Lebensangst oder Menschenfurcht hinter die Mauern eines Klosters, er habe nicht die Vitalität oder Intelligenz, die nötig ist, sich im Daseinskampf zu behaupten.
Wer jedoch in eine benediktinische Gemeinschaft hineinschaut, wird feststellen, dass keine geringeren Erwartungen an den Bewerber gestellt werden, als im normalen Berufsleben.
Berufung
Berufung ist letztlich jene stille und eindringliche Übereinkunft, die der Mensch spürt, wenn er sich in Gewissenserforschung, Gebet, Reflexion dem rufenden Gott stellt und vor dem Allwissenden seine Entscheidung trifft, die darauf zielt, dass die unbedingte Nachfolge Christi ihn völlig einfordert.
Aufnahme in ein Kloster
Voraussetzung für eine Aufnahme ins Noviziat sind neben den religiös-spirituellen Kriterien eine abgeschlossene Berufsausbildung oder das Abitur. Im einjährigen Noviziat und in der dreijährigen Gelübdezeit prüfen Magister (Novizenmeister), Abt, Senioren und Konventkapitel durch sogenannte „Skrutinien“ (Ermittlungsgespräche) die Eignung des Probanden zum Ordensleben, seine Gemeinschaftsfähigkeit, seinen Arbeitseinsatz, seine seelische und körperliche Gesundheit. Dies ist notwendig, weil jedes potentielle Vollmitglied einmal die Existenz eines Klosters verantwortlich und mit gesundem Urteil mitbestimmen muss.Skrutinium
Prüfung der Bewerber um ein geistliches Amt auf Fähigkeit und Würdigkeit
Seniorat
Das Seniorat ist ein Beratungsgremium des Abtes. Ihm gehören neben Mönchen Kraft ihres Amtes (Prior, Subprior, Zellerar) auch von allen Mitbrüdern Gewählte an.
Religiöses Leben
Schwerer ist schon die Ermittlung der religiösen Qualitäten: Ist wirklich die Gottessuche oberstes Ziel des jungen Mönches, seine Liebe zur Liturgie und zum geistlichen Leben allererster Beweggrund für seine Berufswahl? Seine Bereitschaft, für die Kirche und für die christliche Glaubensbotschaft sich voll einzusetzen unter Hintanstellung subjektiver Wünsche sein unablässiges Motiv? Dass hier die Selbsterforschung des Bewerbers und des jungen Mönches, ja auch des älteren Mönches selbst überhaupt eine unersetzbare Rolle spielt, dürfte jedermann klar sein.