Die Benediktiner
Das Benediktuskreuz
Gebet für eine gute Sterbestunde
Bildseite
Spruchseite
Aus der Schilderung des Todes des hl. Benedikt durch Gregor d. Gr. hat sich ein Gebet um den Beistand Benedikts in der Sterbestunde entwickelt, das im Benediktinerorden weit verbreitet ist:
A.: Aufrecht im Oratorium stehend, gestärkt durch den Leib und das Blut des Herrn, die schwachen Glieder gestützt auf die Arme der Jünger, die Hände zum Himmel erhoben, hauchte Benedikt, der Geliebte des Herrn, unter Worten des Gebetes seinen Geist aus.
Zwei seiner Jünger schauten ihn, wie er auf einer Straße, die mit Teppichen belegt und von zahllosen Lampen erhellt war, in den Himmel emporstieg.
V.: Herrlich erscheinst du vor Gottes Angesicht.
A.: Deswegen kleidet dich der Herr mit Herrlichkeit.
V.: Gott, du hast unseren heiligen Vater Benedikt in seinem Tod wunderbar verherrlicht. Gewähre uns, die wir seiner gedenken, dass er uns im Sterben beistehe und vor den Nachstellungen des Feindes schütze. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Im Lateinischen lautet die Bitte der Oration: „… ut eius in obitu nostro beata praesentia ab hostium muniamur insidiis.“ Es ist in etwas erweiterter Form genau der Wortlaut der Umschrift auf der Bildseite der Benedikt-Medaille von 1880:
EIUS IN OBITU N(OST)RO PR(A)ESENTIA MUNIAMUR.
Die Benedikt-Medaille von 1880 erweitert das Programm der älteren Medaillen durch die Umschrift auf der Bildseite:
EIUS IN OBITU N(OST)RO PR(A)ESENTIA MUNIAMUR –
Bei unserem Sterben mögen wir durch seine Gegenwart gestärkt (geschützt) werden.
Der kurze Text spricht die Hoffnung aus, dass Benedikt unser Begleiter in der Todesstunde sei und dort zu einer Quelle der Kraft für uns werde.
Die Verehrung des hl. Benedikt als Patron für die Sterbestunde geht auf den Bericht von Papst Gregror d. Gr. über den Tod des Heiligen zurück (Dialoge II 37).
„Sechs Tage vor seinem Tod ließ er (Benedikt) sein Grab öffnen. Bald darauf befiel ihn hohes Fieber, und große Hitze schwächte ihn. Von Tag zu Tag verfielen zunehmend seine Kräfte. Am sechsten Tag ließ er sich von seinen Jüngern in die Kirche tragen; dort stärkte er sich durch den Empfang des Leibes und Blutes unseres Herrn für seinen Tod. Er ließ seine geschwächten Glieder von den Händen seiner Schüler stützen, so stand er da, die Hände zum Himmel erhoben, und hauchte unter Worten des Gebetes seinen Geist aus.“
Gregor d. Gr. stellt den Tod Benedikts ganz in das Licht Christi. Nicht nur, dass er Benedikt sich stärken läßt durch den Empfang der Eucharistie, sondern er formuliert noch weitere kleine Hinweis-Vergleiche zum Tod Christi. Sechs Tage vor dem Paschafest läßt Jesus nach dem Johannes-Evangelium (Joh 12) gleichsam als „Einstieg“ in seine Todeswoche die Salbung durch Maria in Betanien zu. Benedikt läßt sechs Tage vor seinem Heimgang sein Grab öffnen und öffnet so sich selbst für das Sterben. – Jesus stirbt mit den Worten „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30). Auch Benedikt stirbt als Betender. – Schließlich: Die stehende Haltung und die erhobenen Hände lassen Benedikt in seinem Sterben Kreuzesgestalt annehmen.
Die Darstellung des auf die Brüder gestützten Benedikt erinnert an eine Szene des Alten Testamentes, in der geschildert wird, wie Mose während einer Schlacht seines Volkes zum Herrn betet. Solange Mose die Hände zum Gebet erhoben hielt, war Israel stärker; sobald er sie ermüdet sinken ließ, waren die Feinde stärker. Aaron und Hur, die Gefährten des Mose in dieser Stunde, stützen daraufhin die Arme des Mose, so dass Israel schließlich den Sieg davontrug (Ex 17,11-13). – Wenn wir Gregors d. Gr. Bericht über das Sterben Benedikts im Licht dieser Stelle aus dem 2. Buch Mose lesen, dann erkennen wir Benedikt auch in der Stunde, in der alle Kräfte schwinden, als eine Siegergestalt: Ein Beter im Haus Gottes, gestärkt durch Jesus Christus in der Gestalt der Eucharistie – und getragen (gestützt) gerade in dieser Stunde des letzten Kampfes durch die Brüder!
Papst Gregor d. Gr. erzählt im Anschluss an die Szene des Heimgangs eine Vision zweier Jünger des Heiligen, in der sie aus der Ferne den Tod ihres Meisters erfuhren. „Sie schauten, wie eine mit Teppichen belegte und von unzähligen Lampen erhellte Straße gerade nach Osten lief, von seinem Kloster bis in den Himmel. Darüber stand die leuchtende Gestalt eines Mannes in ehrfurchtgebietender Haltung. Der fragte sie, wessen Weg es sei, den sie sähen. Sie bekannten, sie wüssten es nicht. Darauf sagte er: ‚Dies ist der Weg, auf dem Benediktus, der Geliebte des Herrn, zum Himmel aufgestiegen ist.‘“