Regula Benedicti
De hospitibus suscipiendis
Latein
Deutsch
- Omnes supervenientes hospites tamquam Christus suscipiantur, quia ipse dicturus est: Hospes fui et suscepistis me;
- et omnibus congruus honor exhibeatur, maxime domesticis fidei et peregrinis.
- Ut ergo nuntiatus fuerit hospes, occurratur ei a priore vel a fratribus cum omni officio caritatis,
- et primitus orent pariter, et sic sibi socientur in pace.
- Quod pacis osculum non prius offeratur nisi oratione praemissa, propter illusiones diabolicas.
- In ipsa autem salutatione omnis exhibeatur humilitas omnibus venientibus sive discedentibus hospitibus:
- inclinato capite vel prostrato omni corpore in terra, Christus in eis adoretur qui et suscipitur.
- Suscepti autem hospites ducantur ad orationem et postea sedeat cum eis prior aut cui iusserit ipse.
- Legatur coram hospite lex divina ut aedificetur, et post haec omnis ei exhibeatur humanitas.
- Ieiunium a priore frangatur propter hospitem, nisi forte praecipuus sit dies ieiunii qui non possit violari;
- fratres autem consuetudines ieiuniorum prosequantur.
- Aquam in manibus abbas hospitibus det;
- pedes hospitibus omnibus tam abbas quam cuncta congregatio lavet;
- quibus lotis, hunc versum dicant:
Suscepimus, Deus, misericordiam tuam in medio templi tui. - Pauperum et peregrinorum maxime susceptioni cura sollicite exhibeatur, quia in ipsis magis Christus suscipitur; nam divitum terror ipse sibi exigit honorem.
- Coquina abbatis et hospitum super se sit, ut, incertis horis supervenientes hospites, qui numquam desunt monasterio, non inquietentur fratres.
- In qua coquina ad annum ingrediantur duo fratres qui ipsud officium bene impleant.
- Quibus, ut indigent, solacia administrentur, ut absque murmuratione serviant, et iterum, quando occupationem minorem habent, exeant ubi eis imperatur in opera.
- Et non solum ipsis, sed et in omnibus officiis monasterii ista sit consideratio,
- ut quando indigent solacia accommodentur eis, et iterum quando vacant oboediant imperatis.
- Item et cellam hospitum habeat assignatam frater cuius animam timor Dei possidet;
- ubi sint lecti strati sufficienter. Et domus Dei a sapientibus et sapienter administretur.
- Hospitibus autem cui non praecipitur ullatenus societur neque colloquatur;
- sed si obviaverit aut viderit, salutatis humiliter, ut diximus, et petita benedictione pertranseat, dicens sibi non licere colloqui cum hospite.
- Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus; denn er wird sagen: "Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen."
- Allen erweise man die angemessene Ehre, besonders den Brüdern im Glauben und den Pilgern.
- Sobald ein Gast gemeldet wird, sollen ihm daher der Obere und die Brüder voll dienstbereiter Liebe entgegeneilen.
- Zuerst sollen sie miteinander beten und dann als Zeichen der Gemeinschaft den Friedenskuß austauschen.
- Diesen Friedenskuß darf man wegen der Täuschung des Teufels erst nach dem Gebet geben.
- Allen Gästen begegne man bei der Begrüßung und beim Abschied in tiefer Demut:
- man verneige sich, werfe sich ganz zu Boden und verehre so in ihnen Christus, der in Wahrheit aufgenommen wird.
- Hat man die Gäste aufgenommen, nehme man sie mit zum Gebet; dann setze sich der Obere zu ihnen oder ein Bruder, dem er es aufträgt.
- Man lese dem Gast die Weisungen Gottes vor, um ihn im Glauben zu erbauen; dann nehme man sich mit aller Aufmerksamkeit gastfreundlich seiner an.
- Das Fasten breche der Obere dem Gast zuliebe, nur nicht an einem allgemein vorgeschriebenen Fasttag, der eingehalten werden muss.
- Die Brüder aber fasten wie gewohnt.
- Der Abt gieße den Gästen Wasser über die Hände;
- Abt und Brüder zusammen sollen allen Gästen die Füße waschen.
- Nach der Fußwaschung beten sie den Psalmvers: "Wir haben, o Gott, deine Barmherzigkeit aufgenommen inmitten deines Tempels."
- Vor allem bei der Aufnahme von Armen und Fremden zeige man Eifer und Sorge, denn besonders in ihnen wird Christus aufgenommen. Das Auftreten der Reichen verschafft sich ja von selbst Beachtung.
- Abt und Gäste sollen eine eigene Küche haben; so stören Gäste, die unvorhergesehen kommen und dem Kloster nie fehlen, die Brüder nicht.
- Diese Küche übernehmen für je ein Jahr zwei Brüder, die für diese Arbeit gut geeignet sind.
- Sooft sie es brauchen, gebe man ihnen Hilfen, damit sie ohne Murren dienen; sind sie jedoch zu wenig beschäftigt, sollen sie zu der Arbeit gehen, die man ihnen aufträgt.
- Doch nicht nur hier, sondern für alle Aufgabenbereiche im Kloster gelte der Grundsatz:
- Wer Hilfe braucht, soll sie erhalten; wer jedoch frei ist, übernehme gehorsam jeden Auftrag.
- Die Unterkunft für die Gäste vertraue man einem Bruder an, der von Gottesfurcht ganz durchdrungen ist.
- Dort sollen genügend Betten bereitstehen. Das Haus Gottes soll von Weisen auch weise verwaltet werden.
- Mit den Gästen darf niemand ohne Auftrag zusammensein oder sprechen.
- Wer ihnen begegnet oder sie sieht, grüße sie, wie schon gesagt, in Demut, bitte um den Segen und gehe weiter mit der Bemerkung, es sei ihm nicht gestattet, sich mit einem Gast zu unterhalten.