Regula Benedicti
De disciplina suscipiendorum Fratrum
Latein
Deutsch
- Noviter veniens quis ad conversationem, non ei facilis tribuatur ingressus,
- sed sicut ait Apostolus: Probate spiritus si ex Deo sunt.
- Ergo si veniens perseveraverit pulsans et illatas sibi iniurias et difficultatem ingressus post quattuor aut quinque dies visus fuerit patienter portare et persistere petitioni suae,
- adnuatur ei ingressus et sit in cella hospitum paucis diebus.
- Postea autem sit in cella noviciorum ubi meditent et manducent et dormiant.
- Et senior eis talis deputetur qui aptus sit ad lucrandas animas, qui super eos omnino curiose intendat.
- Et sollicitudo sit si revera Deum quaerit, si sollicitus est ad opus Dei, ad oboedientiam, ad opprobria.
- Praedicentur ei omnia dura et aspera per quae itur ad Deum.
- Si promiserit de stabilitate sua perseverantia, post duorum mensuum circulum legatur ei haec regula per ordinem
- et dicatur ei: Ecce lex sub qua militare vis; si potes observare, ingredere; si vero non potes, liber discede.
- Si adhuc steterit, tunc ducatur in supradictam cellam noviciorum et iterum probetur in omni patientia.
- Et post sex mensuum circuitum legatur ei regula, ut sciat ad quod ingreditur.
- Et si adhuc stat, post quattuor menses iterum relegatur ei eadem regula.
- Et si habita secum deliberatione promiserit se omnia custodire et cuncta sibi imperata servare, tunc suscipiatur in congregatione,
- sciens et lege regulae constitutum quod ei ex illa die non liceat egredi de monasterio,
- nec collum excutere de sub iugo regulae quem sub tam morosam deliberationem licuit aut excusare aut suscipere.
- Suscipiendus autem in oratorio coram omnibus promittat de stabilitate sua et conversatione morum suorum et oboedientia,
- coram Deo et sanctis eius, ut si aliquando aliter fecerit, ab eo se damnandum sciat quem irridit.
- De qua promissione sua faciat petitionem ad nomen sanctorum quorum reliquiae ibi sunt et abbatis praesentis.
- Quam petitionem manu sua scribat, aut certe, si non scit litteras, alter ab eo rogatus scribat et ille novicius signum faciat et manu sua eam super altare ponat.
- Quam dum imposuerit, incipiat ipse novicius mox hunc versum: Suscipe me, Domine, secundum eloquium tuum et vivam, et ne confundas me ab exspectatione mea.
- Quem versum omnis congregatio tertio respondeat, adiungentes Gloria Patri.
- Tunc ille frater novicius prosternatur singulorum pedibus ut orent pro eo, et iam ex illa die in congregatione reputetur.
- Res, si quas habet, aut eroget prius pauperibus aut facta sollemniter donatione conferat monasterio, nihil sibi reservans ex omnibus,
- quippe qui ex illo die nec proprii corporis potestatem se habiturum scit.
- Mox ergo in oratorio exuatur rebus propriis quibus vestitus est et induatur rebus monasterii.
- Illa autem vestimenta quibus exutus est reponantur in vestiario conservanda,
- ut si aliquando suadenti diabolo consenserit ut egrediatur de monasterio – quod absit – tunc exutus rebus monasterii proiciatur.
- Illam tamen petitionem eius, quam desuper altare abbas tulit, non recipiat, sed in monasterio reservetur.
- Kommt einer neu und will das klösterliche Leben beginnen, werde ihm der Eintritt nicht leicht gewährt,
- sondern man richte sich nach dem Wort des Apostels: "Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind."
- Wenn er also kommt und beharrlich klopft und es nach vier oder fünf Tagen klar ist, daß er die ihm zugefügte harte Behandlung sowie die Schwierigkeiten beim Eintritt geduldig erträgt, aber trotzdem auf seiner Bitte besteht, gestatte man ihm den Eintritt,
- und er halte sich einige Tage in der Unterkunft für Gäste auf.
- Danach wohne er im Raum für die Novizen, wo sie lernen, essen und schlafen.
- Ein erfahrener Bruder werde für sie bestimmt, der geeignet ist, Menschen zu gewinnen, und der sich mit aller Sorgfalt ihrer annimmt.
- Man achte genau darauf, ob der Novize wirklich Gott sucht, ob er Eifer hat für den Gottesdienst, ob er bereit ist zu gehorchen und ob er fähig ist, Widerwärtiges zu ertragen.
- Offen rede man mit ihm über alles Harte und Schwere auf dem Weg zu Gott.
- Wenn er verspricht, beharrlich bei seiner Beständigkeit zu bleiben, lese man ihm nach Ablauf von zwei Monaten diese Regel von Anfang bis Ende vor
- und sage ihm: Siehe das Gesetz, unter dem du dienen willst; wenn du es beobachten kannst, tritt ein, wenn du es aber nicht kannst, geh in Freiheit fort.
- Wenn er noch immer bleiben will, dann führe man ihn in den oben erwähnten Raum der Novizen und prüfe ihn wieder in aller Geduld.
- Nach Ablauf von sechs Monaten lese man ihm die Regel vor: Er soll wissen, was der Eintritt für ihn bedeutet.
- Wenn er noch bei seinem Entschluss bleibt, liest man ihm nach vier Monaten dieselbe Regel wieder vor.
- Hat er es sich reiflich überlegt und verspricht er, alles zu beachten und sich an alles zu halten, was ihm aufgetragen wird, dann soll er in die Gemeinschaft aufgenommen werden.
- Doch muss er wissen, dass er, auch nach dem Gesetz der Regel, von diesem Tag an weder das Kloster verlassen
- noch das Joch der Regel von seinem Nacken abschütteln darf; er hatte ja lange genug Zeit zu überlegen, ob er es von sich weisen oder auf sich nehmen wolle.
- Bei der Aufnahme verspreche er im Oratorium in Gegenwart aller Beständigkeit, klösterlichen Lebenswandel und Gehorsam,
- vor Gott und seinen Heiligen. Sollte er einmal anders handeln, so muss er wissen, dass er von dem verworfen wird, den er nicht ernstnimmt.
- Über sein Versprechen verfasse er eine Urkunde auf den Namen der Heiligen, deren Reliquien dort sind, und des anwesenden Abtes. Diese Urkunde schreibe er mit eigener Hand. Kann er dies jedoch nicht, soll sie auf seine Bitte hin ein anderer schreiben.
- Der Novize setze sein Zeichen darunter und lege die Urkunde mit eigener Hand auf den Altar.
- Wenn er sie niedergelegt hat, stimmt der Novize sofort folgenden Vers an: "Nimm mich auf, Herr, nach deinem Wort, und ich werde leben; lass mich in meiner Hoffnung nicht scheitern."
- Diesen Vers wiederholt die ganze Gemeinschaft dreimal und fügt das "Ehre sei dem Vater" hinzu.
- Dann wirft sich der neue Bruder jedem einzelnen zu Füßen, damit sie für ihn beten. Von dieser Stunde an wird er zur Gemeinschaft gerechnet.
- Wenn er Eigentum hat, verteile er es vorher an die Armen oder vermache es in aller Form durch eine Schenkung dem Kloster. Er darf sich gar nichts vor behalten;
- denn er weiß ja: Von diesem Tag an hat er nicht einmal das Verfügungsrecht über seinen eigenen Leib.
- Noch im Oratorium ziehe man ihm also die eigenen Sachen aus, mit denen er bekleidet ist, und ziehe ihm die Sachen des Klosters an.
- Jene Kleider aber, die man ihm ausgezogen hat, sollen in die Kleiderkammer gebracht und dort aufbewahrt werden.
- Sollte er nämlich einmal der Einflüsterung des Teufels nachgeben und das Kloster verlassen, was ferne sei, dann ziehe man ihm die Sachen des Klosters aus und entlasse ihn.
- Seine Urkunde aber, die der Abt vom Altar genommen hat, soll er nicht zurückbekommen, sondern sie werde im Kloster zurückbehalten.