Buch der Daloge von Papst Gregor
Der unbeerdigte Mönch
Buch II der Dialoge, Kapitel 24
GREGOR: Ein ganz junger Mönch, der seine Eltern über alle Maßen liebte und den es nach Hause zog, verließ eines Tages das Kloster ohne den Segen des Abtes. Kaum war er bei seinen Eltern angekommen, starb er noch am gleichen Tag. Nachdem er begraben worden war, fand man am folgenden Tag den Leichnam aus dem Grab herausgeworfen. Man Iieß ihn wieder begraben. Aber tags darauf fanden sie ihn erneut herausgeworfen und unbeerdigt wie zuvor.
Da eilten die Eltern sogleich zum Vater Benedikt, warfen sich ihm zu Füßen und baten ihn laut weinend, er möge ihrem Sohn doch sein Wohlwollen zeigen. Der Mann Gottes gab ihnen ohne Zögern eigenhändig den Leib des Herrn und sagte: »Geht und legt den Leib des Herrn auf seine Brust und begrabt ihn so! « Als dies geschehen war, behielt die Erde seinen Leichnam und warf ihn nicht wieder heraus.
Siehst du, Petrus, in welchem Ansehen der Mann Benedikt bei unserem Herrn Jesus Christus stand? Die Erde warf sogar den Leichnam dessen heraus, der Benedikts Wohlwollen nicht besaß.
PETRUS: Ja, ich sehe es und kann nur staunen.
Der unbeständige Mönch
Buch II der Dialoge, Kapitel 25
GREGOR: Ein anderer Mönch war wankelmütig geworden und wollte nicht mehr im Kloster bleiben. Der Mann Gottes wies ihn unermüdlich zurecht und ermahnte ihn immer wieder. Der Mönch wollte aber um keinen Preis mehr in der Klostergemeinschaft ausharren. Als er mit zudringlichen Bitten seine Entlassung verlangte, wurde der ehrwürdige Vater eines Tages des unablässigen Drängens überdrüssig und befahl ihm voller Zorn zu gehen.
Kaum hatte der Mönch das Kloster verlassen, da sah er auf dem Weg einen Drachen mit aufgesperrtem Rachen auf sich zukommen. Als ihn der Drache, der ihm erschienen war, verschlingen wollte, fing er an zu zittern und zu beben und schrie laut: »Hilfe! Hilfe! Der Drache will mich verschlingen!« Die Brüder eilten herbei, sahen aber keinen Drachen. Da führten sie den schlotternden Mönch ins Kloster zurück. Er versprach auf der Stelle, nie mehr das Kloster zu verlassen. Und von jener Stunde an blieb er seinem Versprechen treu. Denn durch das Gebet des heiligen Mannes hatte er den Drachen gesehen, der auf ihn losstürzte; vorher war er ihm gefolgt, ohne ihn zu sehen.
Die Heilung eines Kranken
Buch II der Dialoge, Kapitel 26
Ich möchte auch das nicht verschweigen, was mir der vornehme Aptonius erzählt hat.
Ein Diener seines Vaters war von einer schweren Krankheit, der sogenannten Elephantiasis, befallen. Die Haare fielen ihm aus, die Haut schwoll an und eiterte immer stärker. Der Kranke wurde vom Vater des Aptonius zum Mann Gottes geschickt, und in kurzer Zeit war er wieder gesund wie zuvor.
Die Hilfe für einen Schuldner
Buch II der Dialoge, Kapitel 27
Ich möchte auch berichten, was Benedikts Schüler Peregrinus immer wieder erzählt hat.
Ein frommer Mann war eines Tages so in Schulden geraten, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah, als zum Mann Gottes zu gehen und ihm zu sagen, welch große Schulden ihn belasteten. Er kam also zum Kloster, fand den Diener des allmächtigen Gottes und vertraute ihm an, dass er von seinem Gläubiger wegen des Betrags von 12 Goldstücken hart bedrängt werde.
Der ehrwürdige Vater antwortete ihm, er habe keine 12 Goldstücke. Doch tröstete er ihn in seiner Notlage mit freundlichen Worten: »Geh und komm in zwei Tagen wieder! Denn heute kann ich dir nicht helfen.«
In diesen zwei Tagen vertiefte sich Benedikt nach seiner Gewohnheit ins Gebet. Als der Mann, der wegen seiner Schulden in Not geraten war, am dritten Tag wiederkam, fand man unvermutet auf einem vollen Kornkasten des Klosters 13 Goldstücke.
Der Mann Gottes ließ sie bringen, übergab sie dem Notleidenden und sagte zu ihm, er könne mit 12 seine Schulden bezahlen und eines für seine persönlichen Ausgaben verwenden.
Die Heilung eines Aussätzigen
Nun will ich zu dem zurückkehren, was ich von jenen 3 Schülern des heiligen Benedikt hörte, die ich am Anfang dieses Buches genannt habe.
Ein Mann hatte unter heftiger Missgunst seines Feindes zu leiden. Dieser ging in seinem Hass so weit, dass er ihm heimlich Gift ins Getränk mischte. Dies kostete ihm zwar nicht das Leben, dennoch veränderte sich die Farbe seiner Haut derart, dass sich auf seinem Körper verschiedene Flecken zeigten, die wie Aussatz wirkten.
Man führte ihn zum Mann Gottes, und schnell erlangte er wieder die frühere Gesundheit. Denn sobald Benedikt ihn berührte, verschwanden alle Flecken auf seiner Haut.